Grundidee

In unserem Projekt, das fächer- und klassenübergreifend angelegt war, wollten wir uns darüber Gedanken machen, ob es eine „musikalische Heimat“ geben kann. Dabei haben sich Kinder der ersten bis zur vierten Klasse mit und ohne Migrationshintergrund in den Fächern Musikerziehung (Klasse 3a), Unterstufenchor und Darstellendes Spiel mit dieser Thematik in den Monaten Jänner und Februar eingehend beschäftigt.

Entstehungsprozess

Die Kinder mit Migrationshintergrund waren eingeladen, ein Lieblingslied in ihrer Mutter- bzw. Erstsprache vorzuschlagen. In einem zweiten Schritt wurde dieses Lied von allen beteiligten Schüler*innen musikalisch und textlich erarbeitet. Dabei kam den Native Speakers eine besondere Rolle zu: Als Expert*innen ihrer Mutter- bzw. Erstsprache hatten sie die Aufgabe, den anderen Schüler*innen den fremdsprachlichen Text zu vermitteln.
In diesem Prozess bekamen alle Kinder einen Einblick in andere Sprachen: Wie klingt zum Beispiel Rumänisch? Wie schreibt man persische Wörter? Was bedeutet „Ich liebe dich“ auf Bosnisch? Ein wesentlicher Aspekt war dabei auch, dass sich alle Schüler*innen aktiv beteiligten und verschiedene Sprachen selbst ausprobieren konnten. Dabei konnten einige Kinder feststellen, dass es nicht immer ganz einfach ist, sich in einer fremden Sprache zu artikulieren.

Im Anschluss wurde das jeweilige Lied von allen musikalisch einstudiert, wobei der Chor auch instrumental begleitet wurde. Dabei konnten die Schüler*innen erfahren, dass Lieder aus anderen Ländern für uns ungewohnt klingen können, weil teilweise andere Harmonien verwendet werden. Ungewöhnlich schön!

Einige Lieder wurden von der Bühnenspielgruppe pantomimisch begleitet und interpretiert. Dadurch wurde der fremdsprachliche Text illustriert.

Einen wesentlichen Bestandteil des Projekts bilden die Interviews, die die Kinder mit ihren Mitschüler*innen durchgeführt haben. In diesen Interviews legten die Kinder mit Migrationshintergrund die Gründe für die Auswahl ihres Liedes dar und gaben Auskunft darüber, ob sie generell Musik in ihrer Mutter- bzw. Erstsprache hören.

In einem letzten Schritt machten sich die Kinder Gedanken, wo jetzt ihre musikalische Heimat verankert ist beziehungsweise was für sie Heimat überhaupt bedeutet.

Den abschließenden Song von Rainhard Fendrich singen alle gemeinsam. Die Zeile „I am from Austria“ wurde schließlich in alle beteiligten Sprachen übersetzt.

Dieser Erarbeitungsprozess wurde von zwei Studentinnen der Kunstuniversität Linz als Projektarbeit mitgefilmt und geschnitten. Daneben hatten auch Schüler*innen die Gelegenheit, sich als Kamerafrau oder Kameramann zu versuchen.

Ziele

Das hauptsächliche Projektziel war es, unseren Schüler*innen einerseits einen Einblick in das Liedgut fremder Länder zu ermöglichen und andererseits Schüler*innen mit Migrationshintergrund vor den Vorhang zu holen und somit zu zeigen, dass ihre Expertise für uns alle wertvoll ist. Wesentlich ist dabei, dass diese Kinder auch in ihrer neuen Heimat Österreich ihre kulturellen Wurzeln nicht verlieren und auf ihr Kulturerbe stolz sein können.

In der Schule kann das Zusammenleben als multikulturelle Gemeinschaft trainiert und gelebt werden. Dass dieses Experiment gelingen kann, wurde durch unser Projekt deutlich. Dadurch wird auch Schule zu einem Stück Heimat für alle.