Abenteuer Vulkane Süditalien (17.7. - 1.8.2016)
.."Endlich erreichten wir den alten, nun ausgefüllten Krater, fanden die neuen Laven von zwei Monaten vierzehn Tagen, ja, eine schwache von fünf Tagen schon erkaltet. Wir stiegen über sie an einem erst aufgeworfenen vulkanischen Hügel hinauf, er dampfte aus allen Enden. Der Rauch zog von uns weg, und ich wollte nach dem Krater gehn. Wir waren ungefähr funfzig Schritte in den Dampf hinein, als er so stark wurde, daß ich kaum meine Schuhe sehen konnte. Das Schnupftuch vorgehalten half nichts, der Führer war mir auch verschwunden, die Tritte auf den ausgeworfenen Lavabröckchen unsicher..."
So erging es uns während unserer Reise zu den süditalienischen Vulkanen mehrmals, aber der obige Text stammt nicht von uns, sondern von keinem Geringeren als J.W. Goethe, der am 2. März 1787 im Rahmen einer seiner Italienischen Reisen mit einem Führer den Vesuv bestieg. Die Faszination, die von aktiven wie erloschenen Vulkanen ausgeht, war seit jeher eine Triebfeder für abenteuerliche Unternehmungen in die Welt von vermeintlich langweiligen Lava-, Asche- und Fumarolenfeldern.
Und ein Abenteuer sondergleichen war die gesamte Vulkantour allemal. Begonnen hat es mit dem Vesuv - seit dem Ausbruch 79 n.Chr, bei dem Pompeji versank, der berühmteste und best erforschte Vulkan unseres Planeten. Natürlich besichtigten wir Pompeji und betrachteten den Vulkan, der die Bucht von Neapel eindrucksvoll beherrscht, auch von der Insel Capri aus, die wir bei Wanderungen einen ganzen Tag lang erkundeten. Ein mehrstündiger Stadtbummel in der dicht bewohnten, hektischen Altstadt von Neapel mit ihren tausenden engen Gassen entführte uns kurz in eine Welt, die weit weg von unserem sicheren und weitgehend ruhigen Alltag und seinem Wohlstand ist...
Auf Sizilien erkundeten wir den Ätna - zunächst bei einer lieblichen Wanderung an der Ostflanke bei der Vulkankette der Monti Sartorii, die während einer Flankeneruption im Jahre 1865 entstanden sind. Als weltweit einzigartig gilt der Umstand, dass dort eine endemische Birkenart (Betula aetnensis) die Waldgrenze bildet. Die weißen Stämme auf schwarzem Vulkangrund sorgen dabei für einzigartige Landschaftsakzente.
Am folgenden Tag bestiegen wir mit einem Vulkanologen den Ätna. Am Morgen fuhren wir mit dem Bus vom Campingplatz bei Giardini Naxos 50 km hinauf zur Seilbahnstation bei der Sapienza-Hütte (1920 m), von dort mit der Seilbahn weiter bis knapp 2500 Meter Höhe. Dann stiegen wir noch 800 Höhenmeter über Asche-, Lapilli- und Lavafelder bis zum Kraterrand des Ätna auf 3300 Meter Seehöhe hoch. Dort erwartete uns ein - im wahrsten Sinne - atemberaubender Anblick. Inmitten von ätzenden und stinkenden Schwefelfumarolen blickten wir auf einen der imposantesten Vulkankrater der Welt, der momentan bis zum Rand mit erstarrter Lava gefüllt ist. Runter ging´s schneller - rutschten wir die 1400 Höhenmeter doch hauptsächlich über Aschefelder ab.
Die zweite Woche unsere Reise verbrachten wir auf den Liparischen (Äolischen) Inseln. Von unserem Campingplatz in Canneto aus erkundeten wir jeden Tag eine andere der 7 schwesterlichen Vulkaninseln. Dazu mussten wir immer mit dem Bus - der übrigens immer Millimeter genau auf einem engen Lagerplatz zwischen Booten, Baggern und LKWs einparken musste - jeden Tag zurück in den Hafen von Lipari-Stadt. Von dort ging es dann mit Fähren und Schnellbooten zu den einzelnen Inseln. Auf der Insel Vulcano bestiegen wir den Gran Cratere (391 m) und umrundeten den gesamten Vulkan bei einem abenteuerlichen, weglosen Abstieg durch die Macchie. Beim Versuch den Gipfel des aktiven Vulkan Stromboli zu erreichen, hinderte uns dortiges Schlechtwetter an einem nächtlichen Aufstieg. Die mondäne Insel Panarea erkundeten wir bei der Rückfahrt von der Insel Stromboli im Rahmen einer Strandwanderung samt ausgiebigem Badeaufenthalt. Und schließlich bestiegen wir auf der Insel Lipari den Monte Pilato (476 m), der vollständig aus Bimsstein und Obsidianfeldern aufgebaut ist.
Der abschließende Höhepunkt der Reise war ein ganztägiger Bootausflug zu den Inseln Filicudi und Alicudi mit zahlreichen Badestopps in Grotten und einem liparischen Essen („penne con pulpo e caperi“) auf dem Boot. Einfach nur Sonne, Meer und Lebensgefühl pur...
Insgesamt 29 Schüler*innen, 5000 km mit dem Bus, 500 km am Meer bei insgesamt 15 Fähr- und Bootsfahrten, 1 Nachtfahrt, 12 Übernachtungen im Zelt auf insgesamt fünf - meist überfüllten und auch oft lauten Campingplätzen, abwechselnd Camping- und Restaurantküche, nie mehr als fünf bis sechs Stunden Schlaf ... Während des Tages waren wir jeden Tag mehrere Stunden zu Fuß unterwegs, meist viele Hundert Höhenmeter, teilweise bei knapp 40 Grad Celsius Außentemperaturen. Das war oft anstrengend und forderte uns allen immer wieder gehörige Überwindungen ab. Aber die tollen Erlebnisse, bei den Bergtouren, beim Baden oder mit dem Boot am Meer waren die Mühen wert - so wie schon vor 15 Jahren, als 2001 die erste naturkundliche Sommerreise des Brucknergymnasiums - statt fand ... damals ebenfalls zu den Vulkanen Süditaliens.
Der Dank von Prof. Schermaier gilt den Schüler*innen für Ihr Interesse an der Reise, Ihre Begeisterungsfähigkeit, Ihren Unternehmungsgeist, Ihr Durchhaltevermögen, Ihre Geduld, Ihren wertschätzenden Umgang miteinander, Ihren Charme und Ihre Herzlichkeit sowie Ihrem tadellosen Benehmen generell. Besonderer Dank gilt natürlich - wie immer - auch dem bewährten Begleiter-Team: Manuela und Franz Jackel, die wie immer nicht nur durch ihr großartiges Fahrkönnen, sondern durch unzählige andere Hilfeleistungen zum Erfolg der Reise beigetragen haben. Und schließlich „unserer“ Stefi - ohne sie ginge gar nichts - beginnend von der Reiseplanung, den konkreten Vorbereitungen beim Einkauf der Lebensmittel bis hin zur logistischen und praktischen Hilfe - vor allem beim Kochen - während der Reise.
Übrigens hat Benni Rungger (8N) auch heuer wieder ein tolles, sehenswertes Video zu den Höhepunkten der naturkundlichen Reise produziert - Backpacking - Volcanoes of Italy (https://www.youtube.com/watch?v=CPorIlWCqpQ)