Kieze, Kebap, Mauerreste
Die Idee hinter der Projektwoche nach Berlin mit der 6B war es, mittels abwechslungsreichem Programm das besondere Flair dieser pulsierenden Metropole zu erleben, sowie die historische und kulturelle Bedeutung der einst geteilten Stadt zu erfahren.
Mit kompetenter und engagierter Unterstützung unseres Young City Guide erkundeten wir das weitläufige Regierungsviertel, bestaunten wir die ultramodernen Glas-, Stahl- und Betonkonstruktionen am Potsdamer Platz, marschierten wir durch ehemalige breitangelegte Prachtstraßen, und besuchten wir Gedenkstätten, die eine Vorstellung davon vermittelten, wie das Leben In Berlin zur Zeit der Teilung gewesen sein muss.
So führte uns ein ehemaliger Stasi-Häftling durch die langen, beklemmenden Korridore der Gedenkstätte Hohenschönhausen, vorbei an nüchternen Gefängniszellen und kalten Verhörzimmern, und erzählte uns, wie zu DDR-Zeiten Menschen in diesen Räumen verhört, bespitzelt und zermürbt wurden - jeder Individualität und Würde beraubt.
Die Fahrradtour entlang der ehemaligen Mauer führte uns die wahre Dimension des "anti-faschistischen Schutzwalls" - so die DDR-Bezeichnung für den Todesstreifen, der Ost- von Westberlin trennte - vor Augen. Und beim Besuch im Mauermuseum am Checkpoint Charlie erfuhren wir von einem ehemaligen Fluchthelfer über verschiedenste mutige und einfallsreiche Versuche von DDR-Bürger/innen, den Osten hinter sich zu bringen - und wie das DDR-Regime dies brutal und grausam zu vereiteln wusste.
In Kontrast dazu stand die Besichtigung des Reichstagsgebäudes. Nach einer informativen Führung durch die einzelnen Stockwerke erfuhr der Begriff "Freiheit" beim Blick über die Dächer Berlins von der imposanten Glaskuppel aus eine besondere Bedeutung. Im Szeneviertel Kreuzberg, dessen Multi-Kulturalität an jeder Straßenecke zu vernehmen ist, fühlt es sich frei und entspannt an. Einiges an Skurrilem entwickelte sich in diesem Kiez (Bezirk) "im Schatten der Mauer", wie z.B. ein einst von einem Türken angelegter Schrebergarten mitten auf einer Verkehrsinsel, ein Kinderbauernhof mitten in der Stadt, oder ein wagenburgähnlicher Truck & Trailer-Park, bei dem man nicht genau weiß, wer dort wohnt und wie viele sie sind, denn Meldezettel werden von den Bewohnern nicht ausgefüllt, sehr wohl aber soll ein dezentes (spießiges!) Schild mit der Aufschrift "privat" unwillkommene und neugierige Besucher*innen draußen halten.
Nach den vielfältigen Eindrücken hieß es Abschied nehmen von dieser lebendigen, modernen und geschichtsträchtigen Stadt voller Gegensätze. Mein besondere Dank gilt Herrn Mag. Legenstein, der uns nach Berlin begleitet hat, und ich (Mag. Petra Huemer) danke den Schüler*innen der 6B, dass sie mit Interesse und Engagement dabei waren, und mit ihrer positiven Einstellung und Verlässlichkeit dem prächtigen Wetter, das wir all die Tage hatten, mächtig Konkurrenz machten.
Bericht von Celina Stammler und Magdalena Meindlhumer (6B)