Das Philosophikum am Brucknergymnasium
Ungeachtet der beklagenswerten Strategie des Bildungsministeriums, Leistungsanreize zu minimieren – Stichwort: Einrechnung der Jahresnote in der letzten Schulstufe bei gleichzeitiger Demontage der mündlichen Reifeprüfung -, läuft das Philosophikum am Brucknergymnasium zu nie dagewesener Form auf.
Mittlerweile starten wir die elfte Runde im Marathon des Nachdenkens, ein erstaunliches Phänomen der Nachhaltigkeit in „Tagen wie diesen“ (Tote Hosen). Insofern hat sich also nichts verändert. Auch das Setting bleibt gleich: Ein oder zwei Kurzstatements leiten die sokratischen Gespräche ein, dann wird 90 Minuten lang diskutiert, nachgedacht, provoziert. Schüler*innen für diese einleitenden Kurzstatements zu finden war überhaupt nie ein Problem. Die Gesprächsleitung beschränkt sich auf das Einfordern des Philosophischen und auf Interventionen auf der Metaebene, d.h. auf Zusammenfassungen, Gegenüberstellungen von Positionen, Fragen nach der gewünschten Richtung des Gesprächs.
Wer Interesse an einer diskursiven Auseinandersetzung hat, kommt zum vereinbarten Termin – und los geht’s, 90 Minuten lang! Die geltenden Regeln sind überschaubar: den anderen zuhören, konzentriert beim Thema bleiben, keine Seitengespräche führen, wertschätzend miteinander umgehen. Dass das Gespräch im philosophischen Terrain bleibt, dafür zu sorgen ist Aufgabe des Gesprächsleiters.
Was ist also neu? Erstmals seit 2014, dem Gründungsjahr des Philosophikums, gestalten Schüler*innen die Plakate zu den von ihnen gewählten Diskussionsthemen freiwillig selbst.
Danke dafür vor allem an Magdalena Malzer! Danke auch an Benji Weiß, der immer wieder eine neue Sitzung einfordert, obwohl sich beim Leiter der Sokratischen Dialoge Ermüdungserscheinungen zeigen.
Seit es das Philosophikum gibt, nehmen Schüler*innen unseres Gymnasiums und bisweilen auch externe Interessierte an den Debatten teil, doch heuer trieb die Neugier und die Lust am philosophischen Austausch erstmals auch ehemalige Schüler wieder in die Runde. Was für eine beeindruckende Hommage nicht nur an das Ehrenamt, sondern auch an das intellektuelle Engagement unserer Jugend!
Möge das Bildungsministerium daraus lernen und den Weg zur Hochschulreife nicht allzu jämmerlich niederschwellig gestalten! Unsere Schüler*innen brauchen das nicht.